Der kalkulatorische Unternehmerlohn:
Wie hoch darf er sein?

Viele Firmeninhaber scheinen vorauszusetzen, dass ihr täglicher Einsatz belohnt wird und sie genug Geld verdienen, um ein gutes Leben zu führen. Der ganze Stress, die Verantwortung, das Risiko, das alles soll sich schließlich auszahlen – und meistens tut es das ja auch. Aber: Einen Automatismus gibt es leider nicht. 

Ihr Unternehmerlohn muss erst erwirtschaftet werden, bevor er gezahlt werden kann. Vielleicht trägt schon der Begriff Unternehmerlohn zu diesem Missverständnis bei. Das klingt zugegeben so, als hätten Sie auch als Selbstständiger einen Anspruch darauf, dass jeden Monat ein fester Betrag auf Ihrem Privatkonto landet. So ist es natürlich nicht. Ihr Lohn ist das, was am Ende übrig bleibt – wenn etwas übrig bleibt. 

Trotzdem ist es sinnvoll, bei Einzelunternehmen oder Personengesellschaften den sogenannten kalkulatorischen Unternehmerlohn als eine Art Hilfsmittel anzusetzen. Denn während das Geschäftsführergehalt bei Kapitalgesellschaften, also zum Beispiel bei der GmbH oder der UG, als Teil der Betriebskosten in die Finanzplanung einfließt, ist das bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften nicht vorgesehen. Hier wird im Grunde nicht unterschieden zwischen dem, was das Unternehmen und was dessen Inhaber verdient. Deshalb wird in diesen Fällen ein kalkulatorischer Unternehmerlohn angesetzt. Er hilft dabei, die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens richtig einzuschätzen und realistische Preise sowie sinnvolle Umsatzziele festzulegen. 

Das Gute ist: Um die Höhe des kalkulatorischen Unternehmerlohns zu ermitteln, benötigen Sie nur die Zahlen, die Sie ohnehin für eine solide Unternehmensplanung im Blick behalten sollten: die Liquidität und die Rentabilität.

Finden Sie zunächst heraus, wie hoch Ihr privater Bedarf ist. Was geht Monat für Monat von Ihrem Konto ab? Für diesen Schritt haben wir spezielle Privatentnahme-Tools entwickelt, in die Sie einfach die Zahlen aus Ihren Kontoauszügen übertragen. Es geht um die Frage, wie viel Geld Sie jeden Monat brauchen und wie viel Sie sich tatsächlich auszahlen können. Das sagt Ihnen die Liquiditätsvorschau. Ob dieser Betrag auch im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit Ihres Unternehmens angemessen ist, geht aus der Rentabilitätsvorschau hervor.

Diese Punkte sind wichtig, wenn Sie Ihren kalkulatorischen Unternehmerlohn festlegen: 

Ihr Ziel sollte sein, mit Ihrem Unternehmen nicht nur die Kosten zu decken, sondern ausreichende Reserven aufzubauen, um eventuelle Durststrecken zu überstehen – denken Sie an die Corona-Krise. Auch wenn die Geschäfte richtig gut laufen: Werden Sie nicht übermütig und halten Sie Ihr Geld beisammen. 

Ist Ihr Unternehmen absehbar nicht in der Lage, Ihre betrieblichen und privaten Kosten zu erwirtschaften, heißt das, dass Sie an Ihrem Geschäftsmodell etwas ändern müssen. Sie könnten zum Beispiel die Preise erhöhen oder neue Kunden an Land ziehen. Sie könnten aber auch Ihre beruflichen und privaten Kosten senken.

Es ist bereits angeklungen: Beim Thema Unternehmerlohn spielt auch die Rechtsform Ihres Unternehmens eine Rolle. Von ihr hängt nämlich ab, ob das Geld, das Sie für sich entnehmen, zu den Betriebskosten zählt (das ist bei Kapitalgesellschaften der Fall) oder nicht (bei Personengesellschaften und Einzelunternehmen).

Das ändert aber nichts daran, dass Sie in beiden Fällen eigentlich erst rückblickend wissen, wie viel Geld Ihr Unternehmen verdient hat und wie viel davon für Sie selbst übrigbleibt. Aber so lange können Sie schwerlich warten. Sie werden sich also jeden Monat einen bestimmten Betrag auf Ihr Privatkonto überweisen, von dem Sie annehmen, dass er durch den Gewinn gedeckt sein wird. Teilen Sie den erwarteten Gewinn durch zwölf und Sie wissen, wie hoch Ihre Privatentnahme oder eben Ihr Geschäftsführergehalt sein dürfeb. 

Der Unterschied zwischen Privatentnahme und Geschäftsführergehalt ist vor allem für die Buchhaltung und für die Steuer ist wichtig – für Ihren Alltag weniger. Hauptsache, Ihr Unternehmen bleibt wirtschaftlich gesund und bringt so viel Geld ein, dass Sie davon leben können. 

Machen Sie sich bewusst, dass Sie als Inhaber einer Firma nicht mit einem festen Gehalt rechnen können. In schlechten Zeiten müssen Sie den Gürtel auch mal enger schnallen. Es hilft sehr, sich mit den wichtigsten Zahlen, der Liquidität und der Rentabilität, in Ihrem Unternehmen zu beschäftigten. So können Sie Engpässe rechtzeitig erkennen und gegensteuern – und wieder ruhig schlafen!

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bhp